Zahlreiche Studien zeigen, dass mangelnde Kontrolle und Transparenz bei Drittanbieterbeziehungen zu gravierenden Datenschutzverletzungen und Sicherheitsvorfällen führen können. Zunehmende Bedrohungen machen deutlich, dass Unternehmen aller Größenordnungen die Sicherheit ihrer Drittanbieter konsequent ins Zentrum ihrer Risiko- und Compliance-Strategien rücken sollten.
Eine aktuelle Untersuchung des Ponemon Institute in Zusammenarbeit mit Imprivata offenbart erschreckende Zahlen: Fast jedes zweite Unternehmen musste innerhalb eines Jahres eine Datenschutzverletzung durch Drittanbieter verzeichnen. Besonders besorgniserregend ist die Erkenntnis, dass vielfach keine angemessenen Zugriffskontrollen bestehen. Externe Partner erhalten umfassende Rechte auf interne Systeme, ohne dass eine kontinuierliche Überwachung erfolgt. Diese Fahrlässigkeit kann zu erheblichen finanziellen Verlusten, Imageschäden und im schlimmsten Fall zu regulatorischen Sanktionen führen. Zudem zeigt die Studie: Unternehmen haben durchschnittlich 20 externe Partner mit Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk, häufig ohne vollständige Inventarisierung. Nur etwa die Hälfte verfügt über eine aktuelle Übersicht. Fehlende Ressourcen, komplexe Partnerstrukturen und hohe Fluktuation erschweren ein wirksames Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM) erheblich. Die Folgen sind gravierend: Neben dem Verlust sensibler Daten (53 Prozent) und finanziellen Schäden (durchschnittlich 88.000 US-Dollar pro Vorfall) berichten Unternehmen von regulatorischen Strafen, Partnerkündigungen und rechtlichen Auseinandersetzungen.
Gleichzeitig hat die Digitalisierung Lieferketten komplexer und dynamischer gemacht. Unternehmen agieren heutzutage in globalen Netzwerken mit einer Vielzahl an Zulieferern, Dienstleistern und Partnern. Jedes weitere Glied in dieser Kette erhöht das Gesamtrisiko. Schwachstellen entstehen häufig durch mangelhaft geschützte Schnittstellen, unzureichende Mitarbeiterschulungen oder fehlende Verschlüsselungstechnologien bei den externen Partnern.
Fehlende Standards erschweren die Risikobewertung
Obwohl die Risiken bekannt sind, fehlt es bislang an einheitlichen, branchenübergreifenden Standards zur Bewertung von Drittanbieter-Risiken. Unternehmen stützen sich oft auf individuelle Fragebögen oder Audits, die in ihrer Tiefe und Aussagekraft stark variieren. Diese Inhomogenität erschwert die objektive Beurteilung und belastet die Geschäftsbeziehungen durch Misstrauen und mangelnde Transparenz. Vertrauen allein reicht nicht mehr aus – eine fundierte vertragliche Grundlage inklusive klar geregelter Audit- und Meldepflichten wird unerlässlich.
Laut einer Gartner-Studie haben 40 Prozent der Compliance-Verantwortlichen bereits erkannt, dass ein erheblicher Teil ihrer Drittanbieter ein hohes Risiko darstellt. Diese Erkenntnis muss in konkrete Maßnahmen überführt werden. Der Crowdstrike-Ausfall im Juli 2024, der branchenweit zu erheblichen Betriebsstörungen führte, demonstrierte eindrucksvoll die Abhängigkeit vieler Unternehmen von der Cyberresilienz ihrer Partner.
Vertrauen, Transparenz und branchenspezifische Anforderungen
Ein weiteres Hindernis im Risikomanagement ist die Weigerung vieler Drittanbieter, sensible Informationen über ihre Sicherheitsmaßnahmen offen zu legen. Rechtliche Bedenken, Wettbewerbsschutz und interne Richtlinien verhindern oft die notwendige Transparenz. Gerade in hochregulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen oder der Finanzwirtschaft führt dies zu erheblichen Herausforderungen. Organisationen in diesen Bereichen müssen strenge Anforderungen an Datenschutz und Compliance einhalten und dürfen sich keine Schwächen in der Lieferkette erlauben.
Acht Schritte für ein erfolgreiches Drittanbieter-Risikomanagement
Eine strukturierte Vorgehensweise hilft Unternehmen, Drittanbieterrisiken wirksam zu steuern:
Das eigene Risikoprofil klar definieren und verstehen, welche Daten und Prozesse betroffen sind.
Komplette Inventarisierung aller zugriffsberechtigten Drittparteien sicherstellen.
RACI-Frameworks (Zuweisung von Rollen im Prozess) implementieren, um Verantwortlichkeiten intern eindeutig festzulegen.
Drittanbieter nach Risikostufen kategorisieren und priorisieren.
Regelmäßige Überprüfungen und Audits etablieren.
Transparente, umfassende Sicherheitsbewertungen anfordern, inklusive gängiger Standards wie SOC 2.
Verträge konsequent mit Audit- und Meldepflichten ausstatten.
Moderne Technologien und Automatisierung nutzen, um Monitoring und Risikobewertung effizient und skalierbar zu gestalten.
Wir empfehlen die Durchführung einer Risikoanalyse mindestens einmal jährlich sowie anlassbezogen bei wesentlichen Änderungen.
Praxisbeispiele und Ausblick
Führende Unternehmen, insbesondere aus der Finanz- und Cloud-Branche, zeigen, dass ein proaktives Drittanbieter-Management nicht nur Risiken senkt, sondern auch Wettbewerbsvorteile schafft. Enge Zusammenarbeit zwischen IT, Compliance und Einkauf ist dabei ebenso entscheidend wie der Einsatz leistungsstarker Third-Party-Risk-Management-Plattformen.
Zukünftig wird die Standardisierung im Bereich der Drittanbieterbewertung immer wichtiger werden. Neue gesetzliche Regelungen wie die NIS2-Richtlinie sowie Fortschritte in KI-gestützter Risikoanalyse werden die Anforderungen an Unternehmen weiter verschärfen. Die Resilienz eines Unternehmens wird zunehmend an der Widerstandsfähigkeit seiner gesamten Lieferkette gemessen.
FAZIT: Unternehmen, die Drittanbieterrisiken vernachlässigen, setzen ihre Existenz aufs Spiel. Ein professionelles, kontinuierliches und technologiegestütztes Risikomanagement ist keine Option mehr, sondern eine Pflicht. Wer jetzt handelt und klare Strukturen etabliert, schafft nicht nur Sicherheit, sondern auch Vertrauen – intern wie extern.
Sie möchten hierbei Unterstützung? Wenden Sie sich gerne an unsere Experten.